30 Jahre Afghanischer Frauenverein e.V. – Ein Blick auf das Land, die Menschen und die humanitäre Arbeit
Expert:innen und bekannte Gesichter aus dem öffentlichen Leben, wie die Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth, die langjährige Unterstützerin des Afghanischen Frauenvereins Katja Riemann, Botschafter Herbert Grönemeyer, Musiker Hakim Ludin und Schauspielerin Annette Frier teilten am 26. November mit allen Gästen Eindrücke vom Hindukusch, lasen aus Büchern, Briefen und Prosawerken, musizierten und würdigten die Menschen, die vor Ort still und allen Widrigkeiten zum Trotz Entwicklung ermöglichen.
„Ich bewundere, mit welcher Wucht und Leidenschaft der Afghanische Frauenverein seit 30 Jahren stolz und ungebrochen für Mädchen und Frauen in Afghanistan arbeitet“, sagt Herbert Grönemeyer zum 30. Jubiläum des Afghanischen Frauenvereins. Am 26. November 2022 feierte die Hilfsorganisation ihr Jubiläum unter Beteiligung vieler prominenter Gäste sowie in Kooperation mit dem FORUM Volkshochschule im Museum am Neumarkt in Köln. Seit fünf Jahren engagiert sich Herbert Grönemeyer als Botschafter für die Organisation, die in Afghanistan bisher 1,7 Millionen Menschen erreichen konnte. „Ich sehe mich als Trommler, Künstler, Narr – und wir können unsere Öffentlichkeit nutzen für ein Engagement wie dieses, das unser aller Respekt und Unterstützung verdient“, so Grönemeyer.
Leitmotto „Dort zu helfen und zu bleiben, wo andere aufgeben“
„Unter den schwierigsten Umständen entstehen oft die mutigsten Geschichten. Der Mut ist in Afghanistan zuhause und das gilt auch für den Afghanischen Frauenverein,“ sagt Claudia Roth, Kulturstaatsministerin in ihrer virtuellen Grußbotschaft. „Dort zu helfen und zu bleiben, wo andere aufgeben, wurde für den Afghanischen Frauenverein ein Leitmotto und es ist es immer noch. Im letzten Sommer, nach der Machtübernahme der Taliban, verließen nahezu alle internationalen Hilfsakteure zunächst das Land. Der Afghanische Frauenverein aber blieb. Wie so oft ist es die Zivilgesellschaft, sind es die Frauen, die auf sich allein gestellt, nicht den Mut verlieren, sondern die Ärmel hochkrempeln und Verantwortung übernehmen. (…) Ich danke Euch von ganzem Herzen für Eure Jahrzehnte lange Arbeit in Afghanistan, für Euren Mut und Eure Stärke.“
„Aufeinander aufzupassen ist ein Geschenk und eine Bereicherung“
Annette Frier, Schauspielerin und langjährige Unterstützerin der Organisation, gedachte an dem Abend besonders dem verstorbenen Freund und Schirmherrn des Vereins, Roger Willemsen, und las Auszüge aus seinem Buch „Es war einmal oder nicht. Afghanische Kinder und ihre Welt.“
Schauspielerin Katja Riemann war der Veranstaltung digital zugeschaltet: „Wir erleben eine Zeit voller paralleler Krisen und Herausforderungen. Umso wichtiger wird es, aufeinander aufpassen, uns umeinander kümmern. Dabei sind manche stärker und manche schwächer. Man vergibt sich nichts, sich in einem Moment der Stärke um einen anderen in Not zu kümmern. Es wird eine Zeit geben, wo sich dies umdreht. Dies wünsche ich dem Afghanischen Frauenverein: Dass sich die Situation in Afghanistan irgendwann umdreht und so entwickelt, dass Ihr, dass Eure Hilfe nicht mehr gebraucht wird.“
„Wir brauchen Frieden auf unserem Planeten, dieser gelingt nur mit mehr Menschlichkeit und Respekt“, appellierte auch Hakim Ludin, afghanischer Künstler und Perkussionist, der den Abend musikalisch gestaltete. Durch die Veranstaltung führte Moderatorin Homeira Mansury.
„Bitte vergessen Sie Afghanistan nicht!“
1,7 Millionen Menschen in Afghanistan hat der Afghanische Frauenverein seit seiner Gründung 1992 erreicht: 780.000 Menschen wurden medizinisch versorgt, 600.000 erhielten Überlebens- und Winterhilfe, 250.000 Menschen werden durch 900 gebohrte Brunnen dauerhaft mit sauberem Wasser versorgt. 43.700 Mädchen und Jungen erhielten bereits in den vereinseigenen Schulen Bildung, 2.500 Frauen sind heute ausgebildete Schneiderinnen.
„Hinter jeder dieser Zahlen stehen Menschen und ihre Familien, deren Leben eine Wende bekam. Allen, die diese Hilfe mit Spenden, Zeit, Engagement und Prominenz ermöglichen, gilt von Herzen unser Dank“, sagt Nadia Nashir-Karim, Mitbegründerin und seit 30 Jahren Vorsitzende des Afghanischen Frauenvereins. „Ich bitte Sie: Vergessen Sie Afghanistan nicht! Mädchen und Frauen vor Ort brauchen unsere Solidarität heute mehr denn je. Wir können arbeiten, wir können helfen. Mit Ihrer Hilfe.“ Nadia Nashir-Karim übergab den Vorsitz des Vereins noch am gleichen Abend aus gesundheitlichen Gründen an die Mitbegründerin und neue Vorsitzende Homa Abass.
Die Gründerinnen des Vereins wurden am Abend für ihren mittlerweile 30-jährigen Einsatz ausgezeichnet. Sie bekamen Ehren-Urkunden und AHB Portraitzeichnungen, die zuvor im Foyer des Rautenstrauch-Joest-Museums als Druck ausgestellt worden.
Das “Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt” ist das ethnologische Museum Kölns. Es ist das einzige städtische ethnologische Museum in Nordrhein-Westfalen und liegt in der Kölner Innenstadt. Die Freude über das Wiedersehen ganz nahe des damaligen Gründungsortes des Afghanischen Frauenvereins war groß und die Gespräche lang und heiter – bei vor Ort spontan erfundenem, afghanischem Fingerfood.
Dankbarkeit. Das ist das Gefühl, welches mich nach meiner Reise nach Köln zurück nach Hamburg begleitet.
Vielen Dank an alle, die nicht nur diesen Abend ermöglicht und mit Fröhlichkeit gefüllt haben – trotz des schweren Kampfes, den die Menschen in Afghanistan gegen Armut, Kälte und Obdachlosigkeit führen.
Ein großer Dank geht an die Spenderinnen und Spender, Förderinnen und Förderer, Trommlerinnen und Trommler, wie es Herbert Grönemeyer formuliert hat, die die Arbeit des Afghanischen Frauenvereins erst möglich machen.
Fotos: Annett Bergk / Nadja Hussein