Barrierefreiheit ist mehr als nur eine gesetzliche Anforderung; es ist ein Zeichen von Rücksichtnahme und Inklusion. Wir schauen uns an, wie die Erstellung barrierefreier PDF-Dokumente aussieht – ein Thema, das gerade auch für öffentliche Stellen von besonderer Bedeutung ist.
Was ist ein barrierefreies Dokument?
Ein barrierefreies Dokument ist ein Dokument, das so gestaltet ist, dass es von allen Menschen, unabhängig von Behinderungen oder Beeinträchtigungen, genutzt werden kann. Dies bedeutet, dass es mit verschiedenen Technologien, wie Bildschirmlesegeräten und Braille-Anzeigen, kompatibel und auch für Personen mit eingeschränkter Mobilität leicht zu navigieren sein sollte.
Barrierefreie Dokumente berücksichtigen Aspekte wie Textstruktur, Schriftgröße und -stil, Farbkontrast und die Verwendung von Alternativtext für Bilder und Grafiken. Sie sollten auch eine logische Lese-Reihenfolge haben und keine Inhalte enthalten, die für bestimmte Benutzer unzugänglich sind.
Was bringt Barrierefreiheit?
Barrierefreiheit ist nicht nur eine rechtliche Anforderung, sondern auch ein Zeichen von Inklusion und Rücksichtnahme. Durch die Bereitstellung barrierefreier Dokumente stellen Sie sicher, dass Ihre Inhalte für alle zugänglich sind, unabhängig von ihren körperlichen Fähigkeiten oder technischen Möglichkeiten.
Darüber hinaus kann Barrierefreiheit dazu beitragen, Ihre Zielgruppe zu erweitern. Menschen schätzen es, wenn ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden, und sind eher bereit, Inhalte zu nutzen und zu teilen, die für sie leicht zugänglich sind.
Schließlich kann die Konzentration auf Barrierefreiheit auch dazu beitragen, die Qualität Ihrer Dokumente insgesamt zu verbessern. Viele der Prinzipien der Barrierefreiheit, wie klare Strukturierung und hoher Kontrast, machen Dokumente für alle Benutzer*innen einfacher zu lesen und zu verstehen.
Wie mache ich ein PDF barrierefrei?
Um ein PDF barrierefrei zu machen, sollten Sie eine Reihe von Best Practices befolgen:
- Strukturierung: Beginnen Sie damit, Ihr Dokument gut zu strukturieren. Überschriften und Zwischenüberschriften teilen ein Dokument in verschiedene Sinnzusammenhänge. Verwenden Sie Formatvorlagen, Absatzformate und Listenformate.
- Tags: PDF-Dokumente werden mit sogenannten „Tags“ versehen. Diese Tags sind eine wesentliche Voraussetzung, damit assistive Technologien den Zugang zu den Inhalten der PDF ermöglichen.
- Alternative Texte für Bilder: Stellen Sie sicher, dass alle Bilder und Grafiken im Dokument einen Alternativtext haben, der ihre Funktion oder ihren Inhalt beschreibt.
- Kontrast und Lesbarkeit: Achten Sie darauf, dass Ihr Text einen hohen Kontrast zum Hintergrund hat und in einer gut lesbaren Schriftart und -größe geschrieben ist.
- Zugängliche Formulare: Wenn Ihr PDF Formulare enthält, sollten diese zugänglich sein. Das heißt, sie sollten mit Bildschirmlesegeräten kompatibel sein und es sollte möglich sein, sie mit der Tastatur auszufüllen.
- Lese-Reihenfolge: Die Reihenfolge, in der der Inhalt gelesen wird, sollte logisch sein. Das ist besonders wichtig, wenn Ihr Dokument komplexe Layouts oder mehrere Spalten hat.
- Vermeidung von unzugänglichen Elementen: Vermeiden Sie die Verwendung von Elementen, die nicht barrierefrei sind, wie Flash-Inhalte oder komplexe Tabellen.
Rechtliche Vorgaben für öffentliche Stellen des Bundes
In Deutschland gibt es spezifische rechtliche Vorgaben für die Erstellung barrierefreier PDFs, die insbesondere für öffentliche Stellen des Bundes gelten. Diese sind im Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) und der Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) festgelegt.
Die BITV 2.0 verweist dabei auf die europäische Norm EN 301 549 in der Version V3.2.1 (2021-03). Diese Norm legt die Anforderungen an die Zugänglichkeit von Produkten und Dienstleistungen fest, die mit Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) in Verbindung stehen. Speziell für „Nicht-Web-Dokumente“ wie PDF-Dateien sind Anforderungen im Abschnitt 10 der EN 301 549 festgelegt.
Die EN 301 549 verweist wiederum auf die Web Content Accessibility Guidelines 2.1 (WCAG 2.1), die allgemeine Richtlinien zur Gestaltung barrierefreier Webinhalte bieten. Auch wenn diese Richtlinien primär für Webinhalte entwickelt wurden, gelten sie auch für andere digitale Inhalte, einschließlich PDFs.
Für technische Hinweise zur Erstellung einer barrierefreien PDF kann zudem der Standard PDF/UA herangezogen werden. „UA“ steht hier für „Universal Accessibility“. Die entsprechenden Anforderungen an PDF/UA sind in der DIN ISO 14289-1:2016-12 festgelegt. Der Standard PDF/UA überträgt die allgemein formulierten Anforderungen der WCAG 2.1 auf PDF-Techniken und stellt dabei zumindest die technische Zugänglichkeit für assistive Technologien sicher.
Überprüfen der Barrierefreiheit
Um die Barrierefreiheit eines PDF zu überprüfen, kann man den PDF Accessibility Checker (kurz: PAC) verwenden. Im August 2021 wurde der neue „PAC 2021“ veröffentlicht, der nun von der PDF/UA Foundation herausgegeben wird. Der PAC 2021 kann sowohl die PDF/UA-Konformität von PDF-Dateien überprüfen, als auch die WCAG-Konformität. Beachten Sie jedoch, dass das Programm nur die maschinell prüfbaren Punkte der Barrierefreiheit testen kann – daher ist eine zusätzliche Sichtprüfung mit einem Screenreader notwendig. Der PDF Accessibility Checker ist kostenfrei nutzbar, allerdings nur mit Windows kompatibel.
Die Erstellung barrierefreier PDFs mag zunächst entmutigend erscheinen, aber mit diesen Informationen und Werkzeugen sind Sie auf dem besten Weg, Ihre Dokumente für alle zugänglich zu machen.
Denken Sie daran, dass Barrierefreiheit ein kontinuierlicher Prozess ist und es immer Raum für Verbesserungen gibt. Sprechen wir darüber!