Jahresbericht des Afghanischen Frauenvereins veröffentlicht

28. November 2023 EINFACHkommunikation

24 Hilfsprojekte, fünf Schulen, sieben Mutter-Kind-Kliniken, zwei Lehrschneidereien, 93 Brunnen, 8 Nothilfe-Einsätze, 214 Familienpatenschaften, 17 Studienstipendien, Lebenshilfe und Perspektiven für 255.460 Menschen: Die Hilfe für Mädchen und Frauen in Afghanistan wirkt. Das zeigt der jüngst veröffentlichte Jahresbericht des Afghanischen Frauenvereins, der von EINFACHkommunikation in diesem Jahr erneut pro bono gestaltet wurde.

Humanitäre Katastrophe in Afghanistan: Frauen und Kinder am stärksten betroffen

Afghanistan entwickelte sich im letzten Jahr im Eiltempo zur größten humanitäre Krise weltweit. 95 Prozent aller Familien gaben bereits im Herbst 2022 an, ihre Kinder nicht mehr ausreichend ernähren zu können. 26 Millionen Menschen sind heute von internationaler Hilfe abhängig, 15 Millionen hungern. In den Mutter-Kind-Kliniken des Afghanischen Frauenvereins zeigt jetzt jedes zweite Kind Anzeichen von Mangel- oder Unterernährung.

Mädchen und Frauen tragen eine doppelte Last. Sie sind für die Ernährung der Familie verantwortlich. Ist nicht genug da, essen sie am wenigsten, manchmal gar nichts. Parallel verabschiedete die De-facto-Regierung 32 Erlasse, die die Rechte von Mädchen und Frauen im Land erheblich einschränken. Frauen dürfen in vielen Bereichen nicht mehr arbeiten, Mädchen ab Klasse 7 nicht mehr zur Schule gehen – 50 Prozent der Bevölkerung wird ihrer Potenziale beraubt, für die betroffenen Mädchen und Frauen ist das sehr bitter.

Klimawandel und Konflikte in Afghanistan: Eine tödliche Kombination für die Bevölkerung

Auch treffen die Folgen des Klimawandels Afghanistan schwer. Die Menschen erleben vor Ort das vierte Jahr Dürre, andererseits immer wieder heftige Starkregen mit lebensbedrohlichen Überschwemmungen, wie 2022 in 13 Provinzen. Im Juni 2022 erlebte der Osten Afghanistans das tödlichste Erdbeben seit 25 Jahren. Aktuell zerstören drei aufeinander folgende Erdbeben den Westen um die Stadt Herat. Die Bevölkerung Afghanistans, die zu 80 Prozent von Kleinanbau lebt, hat bei dieser Häufung von Naturereignissen einfach keine Chance, vom Eigenanbau zu überleben, geschweige denn Reserven für den Winter aufzubauen.

Mehr als 250.000 Menschen wurden im letzten Jahr durch die Hilfe des Afghanischen Frauenvereins erreicht, sie schauen auf uns und hoffen, dass wir an ihrer Seite bleiben können. Deswegen: Spenden Sie, wenn Sie können. Ihre Hilfe kommt an.

“Danke, dass Sie n unserer Seite sind.”

Im Bericht des Afghanischen Frauenvereins heißt es seitens des Vorstandes:

„Wenn wir helfen können, müssen wir helfen“ – mit diesem Satz und ihrem warmen Lachen brachte uns Nadia Nashir Karim vor 30 Jahren in Bonn zusammen, um den Afghanischen Frauenverein zu gründen. Dieser Satz, Nadias Lebensmotto, ist seitdem unsere Leitlinie und lässt uns an allen aufkommenden Aufgaben wachsen : 1992 starteten wir unsere ersten Hilfsprojekte für afghanische Geflüchtete in Peshawar, Pakistan. Bald finanzierten wir eine erste Mädchenschule in Jalalabad, Afghanistan. Im April 1999 gelang es, inmitten der ersten Taliban-Zeit, die Roschani-Mädchenschule in Ghazni zu gründen. Noch heute lernen dort mit uns 600 Schülerinnen. 

Was als kleine Diaspora-Initiative begann, wurde in drei Jahrzehnten eine Hilfsorganisation, die heute mit über 210 eigenen Mitarbeitenden und 120 medizinischen Fachkräften unserer Schwesterorganisation jährlich über 250.000 Menschen versorgt.

Dies alles wäre nicht möglich ohne Sie: Unsere Spenderinnen und Spender, Förderinnen, Förderpartner, ehrenamtlich Unterstützende. Für Ihr 30-jähriges Vertrauen in uns und jede helfende Hand möchten wir uns von ganzem Herzen bedanken!

Bis zu ihrer Erkrankung im Juni 2022 und ihrem viel zu frühen Tod am 20. April 2023 war Nadia Nashir Karim die treibende Kraft, Kopf und Herz unserer Organisation. Dein Stuhl ist leer – so sagen wir in Afghanistan, wenn wir jemanden unendlich vermissen. Und doch bleibt Nadia weiter unsere Mitte. Ihre Vision, ihre Ziele bleiben unsere Leitlinien und sie mit ihrem Mut und ihrer unbeugsamen Entschlossenheit, für das Wohl von Mädchen und Frauen in Afghanistan alles zu geben, unser Vorbild.

Danke, dass Sie bei dieser großen Aufgabe an unserer Seite sind.“ 

Der komplette Jahresbericht 2022 ist online hier verfügbar.

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