KommunikOS, die Studierenden-Initiative am Campus Lingen der Hochschule Osnabrück, stand in diesem Jahr wie so viele Veranstalter vor einer Entscheidung: Sollte die „KoMaktuell“ ausfallen? Verschoben werden? Anders umgesetzt werden? Die Initiative entschied sich für letzteres und versuchte sich am 9. Mai an einer digitalen Umsetzung via Zoom.
Lingener Locals
Die zugeschalteten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland und dem Ausland werden eingeladen, einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen in der Kommunikationsbranche zu werfen. KommunikOS-Vorsitzende Thea Bühner fordert kurz vor offiziellem Veranstaltungsbeginn sympathisch dazu auf, zwischen Schreibtisch und Sofa zu wechseln und übergibt dann den Staffelstab an die beiden Moderatorinnen und KommunikOS-Mitglieder Antonia Störkmann und Kim Reincke.
Die ersten Speaker sind Lingener Locals: Markus Quadt, Inhaber der Gastronomiebetriebe „Alte Posthalterei, „Butchers“ und „Sieben“, und Olivia Teschner, KommunikOS-Alumna und Inhaberin des Café Aivilo, vermitteln einen Eindruck, was Corona gerade mit der lokalen Gastronomie macht. „Es ist alles ziemlich wahnsinnig“, sagt Quadt frei heraus, der durch die Pandemie zum Veranstalter der größten digitalen Bierprobe wurde und zu Beginn eine Palette Klopapier an Bedürftige verschenkte. Teschner hat in ihrem Café die in Familienproduktion entstandenen Masken verkauft und ist nach den aktuellen Beschlüssen nun „aufgeregt wie kurz vor einer Neueröffnung“, wie sie es beschreibt.
Inhaltlicher Fokus und Glaubwürdigkeit
Nach einer kurzes Breakout Session zufällig zusammengewürfelter Fünfergruppen zum persönlichen Austausch erklärt Christian von Eichborn, Pressesprecher der Bertelsmann Stiftung, wie politische Kommunikation von gemeinnützigen Organisationen auch bei massivem Agenda Setting verschiedener Akteure im vorpolitischen Raum funktionieren kann. Er stellt dabei Motivation, konstruktive Fehlerkultur, inhaltliche Fokussierung und Gelassenheit als Erfolgsfaktoren heraus.
Andrea Montua, Inhaberin MontuaPartner Communications, erklärt im Anschluss die Bedeutung der internen Kommunikation in Veränderungssituationen. Owned Media sei das Stichwort der Zukunft. Und auch Patrick Dörr, PR & Corporate Communications Manager bei deepblue networks, betont die Wirkung jeder externen Kommunikation nach innen. In jedem Fall müsse glaubwürdig und identitätsbasiert kommuniziert werden. Employer Branding definiert er in diesem Zusammenhang als strategische Basis für alle operativen Personalmarketingmaßnahmen.
Diversität darf kein Add-On bleiben
Die Abschlussrunde um Phi Tân Cao, Employee Experience Design DHL, Prof. Susanne Knorre, Professorin für Kommunikationsmanagement an der Hochschule Osnabrück, Tijen Onaran, Gründerin von Global Digital Women, und Victoria Wagner, Gründerin der Initiative BeyondGenderAgenda, diskutiert das Thema Diversität in Unternehmen. Dabei herrscht große Einigkeit: Heute noch fühle sich Diversität wie ein Add-On an, wie Cao es formuliert. Die Arbeit von Unternehmen müsse noch inklusiver und partizipativer werden.
„Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem“, sagt Onaran. „Dabei ist die interne Ursachenforschung entscheidend. Wer redet denn beispielsweise im Meeting? Oder passen denn die Stellenanzeigen überhaupt zum Unternehmen?“ Und auch nach der „Rekrutierung von Vielfalt“ stehe noch immer die Frage im Raum, wie das Potential positiv genutzt werden kann – für Kreativität, Lösungen von Krisen usw. Wagner ergänzt: „Interner Dialog ist wichtig, wenn auch mühsam. Es ist abzuraten, im stillen Kämmerlein ein Diversity-Konzept zu erdenken.“
Insgesamt sorgt die technisch einwandfreie digitale KoMaktuell 2020 für viele Denkanstöße. 2019 hatten sich nur rund 70 Interessierte auf den Weg nach Lingen gemacht, in diesem Jahr sind es durchschnittlich 100 Zuschauerinnen und Zuschauer vor den Bildschirmen. Da bleibt eigentlich nur noch eine offene Frage: Welchen Termin dürfen wir denn für 2021 schon einmal vorsorglich blocken?