Corporate Influencer sind Mitarbeiter, die in sozialen Medien auf ihren öffentlichen privaten Profilen selbstbestimmt als Markenbotschafter auftreten. Aktuell sind sie bei digitalen Größen wie bei der Telekom oder Otto sehr beliebt. Nachvollziehbar, schließlich fordern Rezipienten Glaubwürdigkeit, Nähe und Interaktion von moderner Kommunikation. Corporate Influencer versprechen genau das: authentische Kommunikation mit Nähe zur Community.
Buzzword oder Instrument
In meiner Bachelorarbeit stellte sich mir die Frage, ob Corporate Influencer ein trendiges Buzzword oder ein strategisches Instrument sind. Bilden sie ein Trend ab, der in Branchenmedien für viel Aufmerksamkeit sorgt und bei digitalen Größen funktioniert oder tatsächlich ein strategisches Instrument der integrierten Kommunikation – wenn ja für wen. Denn der Gedanke, dass Mitarbeiter als Corporate Influencer, kostenfrei und authentisch für ihren Arbeitgeber werben, reizt nicht nur Großunternehmen.
So viel zu den Ergebnissen: Corporate Influencer stellen eine große Chance für Unternehmen dar. Die Risiken, wie das Posten unerwünschter Inhalte oder das Veröffentlichen von Interna, sind durch Schulungen und unter der Voraussetzung einer modernen, auf vertrauensbasierten Unternehmenskultur, die bereits implementiert ist und gelebt wird, gering. Der erste strategische Schritt vor dem Einsatz ist das Internal Branding, zur Verankerung der Unternehmenskultur und zum Generieren von markenorientierten Verhalten. Schließlich müssen die Mitarbeiter die Markenwerte kennen und leben, um genau diese auf ihren Profilen zu teilen.
KMUs aufgepasst
Das Wirkungspotenzial von Mitarbeitern als digitale Markenbotschafter ist gerade für Kleinunternehmen und Mittelständler hoch einzuschätzen, branchenunabhängig. Sie überzeugen mit ihrer Persönlichkeit und die daraus resultierende Nähe zur Community erhöht das Engagement in sozialen Medien. Wer weniger mit einem renommierten Markennamen bestechen kann, sollte gerade mit Blick auf den Arbeitsmarkt, über den Einsatz von Corporate Influencern nachdenken.
Bei den Mitarbeitern ist die Motivation wichtiger als der berufliche Status. Die Initiative muss von der Mitarbeiterseite kommen. Niemand sollte ausgeschlossen werden. Mitarbeiter ohne Erfahrung mit sozialen Medien, bedeuten allerdings etwas mehr Aufwand, beispielsweise in Form von Workshops oder Hilfestellung bei der Themenfindung. Experten versprechen dagegen mit ihrem Content eher Relevanz. Das sollte aber kein Grund sein, Mitarbeiter ohne vermeintlichen Expertenstatus aber mit hohem Commitment auszuschließen. Schließlich leben genau diese Mitarbeiter die Unternehmenskultur und kennen die Markenwerte.
Steuerbarer Aufwand
Der Aufwand, um Corporate Influencer im Unternehmen aufzubauen, ist steuerbar. Kleinunternehmer und Mittelständler können den Aufwand auf ihre Ressourcen abstimmen und schon lokal Effekte erzielen. Es kommt weniger auf die Reichweite der Einzelnen an, sondern vielmehr darauf, dass Mitarbeiter durch authentische, glaubwürdige Einblicke vom Arbeitsplatz ein Differenzierungspotenzial gegenüber der Kommunikation der Konkurrenz darstellen. Dabei gilt es zu beachten, dass der Glaubwürdigkeit nicht durch das Bezahlen von Postings oder dem Diktieren von Inhalten geschadet werden darf. Können sie auf der Basis einer wertschätzenden Vertrauenskultur im Unternehmen, selbstbestimmt und von der Unternehmensseite unterstützt, handeln, sind Corporate Influencer vor allem bei der Gewinnung von Right Potentials hilfreich.
Anstatt sich also von dem nächsten Buzzword abschrecken zu lassen, oder von einem Trend auszugehen, der sowieso nur bei modernen Branchenriesen funktioniert, sollten sich KMUs stärker mit Mitarbeitern als Markenbotschaftern in sozialen Medien als Teil der integrierten Kommunikation auseinandersetzen. Schließlich sind es die zukünftigen Kollegen, die die Arbeitgeberwahrnehmung von potenziellen Bewerbern prägen. Ebenso hilft die Kontinuität, die geplante Corporate-Influencer-Programme durch ihre Micro-Communities (oder größer) innehaben, dabei, HR-Kampagnen zu unterstützen.
Lena Kaczmarczyk hat zu dem Thema „Corporate Influencer“ ihre Bachelorarbeit geschrieben, bei der EINFACHkommunikation mit einem Experteninterview unterstützen konnte.