Philipp Bahrt: „Wir sollten menschlich miteinander umgehen.“

2. Oktober 2020 EINFACHkommunikation

Im September wurde der Inkometa-Award verliehen, der die besten Arbeiten aus dem Bereich der Internen Kommunikation auszeichnet. Annett Bergk wollte wissen, welche Rolle die Interne Kommunikation vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen spielt und künftig spielen wird, und sprach dazu mit Philipp Bahrt, Chefredakteur des Fachmagazins „Beyond“. Er verantwortet bei der School for Communication and Management (SCM) den Themenbereich Interne Kommunikation.

Bergk: Die Award-Verleihung am 23. September war sicherlich alles andere als einfach zu planen. Sind Sie zufrieden mit der Umsetzung als Hybridveranstaltung?
Bahrt: Endlich mal wieder eine Präsenzveranstaltung! Das war nach dieser langen Zeit der Live-Event-Abstinenz in Deutschland für das ganze Team aufregend und toll. Bisher haben mich auch von Teilnehmerinnen und Teilnehmern viele positive Rückmeldungen erreicht und technisch hat alles sehr gut geklappt.

Bergk: Eine Premiere war in diesem Jahr auch das der Verleihung vorausgehende Fachforum mit Paneldiskussionen, Keynotes, Best Cases und Erfahrungsberichten. Können Sie uns verraten, was in Sachen Interne Kommunikation gerade am besten funktioniert?
Bahrt: Man stellt im Vergleich zu den Vorjahren eine fortgeschrittene Professionalisierung fest. Die Interne Kommunikation wird strategischer. Sie fragt mehr nach dem Zweck und erfährt dadurch einen Bedeutungszuwachs. Dieser wiederum wird durch die aktuelle Krise noch verstärkt.

Bergk: Das impliziert, dass Unternehmen gerade aufgrund der Protagonisten aus der Internen Kommunikation gut durch die Krise und den Lockdown gekommen sind. Macht Home Office Ihrer Meinung nach den entscheidenden Unterschied in der Kommunikation?
Bahrt: Home Office ist natürlich das Schlagwort der ersten Stunde, aber es bildet nicht die gesamte Umwälzung von Unternehmensstrukturen und die damit einhergehenden Herausforderungen ab. Ziel der Kommunikation muss es sein, Unternehmen zur Flexibilität zu verhelfen. Wenn auch vor 2020 die Grundtendenz bei vielen Organisationen zur Digitalisierung ging, so geht es nun darum, diese neuen Strukturen auch zu nutzen – und das mit einem Team aus selbstständig handelnden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es geht darum, das Mindset in diese Richtung zu bringen.

Bergk: Wenn also die inhaltliche Perspektive im Vordergrund steht, ist Ihrer Meinung nach dann auch das Storytelling wieder von größerer Bedeutung?
Bahrt: Tatsächlich geht es eher um die konzeptionelle Herangehensweise. Zunächst müssen Analyse und Zielformulierung inklusive detaillierter Bezugsgruppendefinition erfolgen. Wir sprechen von Bezugsgruppen, da dies die wechselseitige Kommunikationsbeziehung von Unternehmen und Mitarbeitenden berücksichtigt. Die Frage ist dann, wie ich vom Ist- zum Soll-Zustand kommen kann. Erst im letzten Schritt geht es an die Wahl der geeigneten Themen und Kanäle. Die Story darf nicht das Ziel sein – ebenso wenig wie der Kanal.

Bergk: Sondern?
Bahrt: Die Erreichung und Einbindung der Mitarbeitenden. Und das ist für jedes Unternehmen eine individuelle Herausforderung – gerade da der so wichtige persönliche Austausch perspektivisch eingeschränkt bleibt.

Bergk: Führungskommunikation wird also wichtiger?
Bahrt: Richtig. Eigentlich war sie das schon immer, aber im Kontext der Digitalisierung wird sie noch anspruchsvoller. Zudem ist sie als Orientierungsgeber wichtiger denn je. Das bedeutet, dass die Interne Kommunikation kooperativer werden und sich beispielsweise mit HR und IT austauschen muss. Und dass sie ihre Ideen und ihre Sachkompetenz innerhalb des Unternehmens selbstbewusst vortragen sollte. Wir werden verstärkt mit Mut, Haltung und Wertschätzung kommunizieren müssen.

Bergk: Was meinen Sie damit konkret?
Bahrt: Für mich sind diese drei Dimensionen zentral für erfolgreiche Kommunikation. Mut ist heute notwendiger denn je, um intern wie extern neue Wege zu gehen. Haltung zu zeigen und nicht nur das sprichwörtliche Fähnchen im Wind zu sein, erfüllt die Sehnsucht der Menschen nach Persönlichkeiten, die für konkrete Dinge stehen. Und Wertschätzung ist hoffentlich selbsterklärend. Wir sind soziale Wesen. Wir sollten menschlich miteinander umgehen und Kolleginnen und Kollegen als selbstständige Individuen respektieren, die Raum brauchen, um ihre Stärken zu entfalten.

Bergk: Welche Rolle spielt dabei die Interne Kommunikation?
Bahrt: Die Interne Kommunikation ist zugleich Sprachrohr der Geschäftsleitung und will die Menschen im Unternehmen zur aktiven Kommunikation befähigen. Dabei gilt es auch kritische Themen anzupacken. Das erklärte Ziel ist es, keine Angst mehr vor dem Diskurs zu haben.

Philipp Bahrt verantwortet bei der SCM – School for Communication and Management in Berlin den Themenbereich Interne Kommunikation. Er ist Chefredakteur des Fachmagazins „BEYOND“ und arbeitet im Rahmen von Vorträgen, Fachbeiträgen und Studien zu verschiedenen Themen rund um die digitale Transformation und ihre Bedeutung für die organisationsinterne Zusammenarbeit. Der studierte Diplom-Volkswirt interessiert sich besonders für die Schnittstellen von effizienten Organisationsstrukturen und wertschätzender, einbeziehender Kommunikation.

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