PowerPoint für Alle: Barrierefreiheit für Präsentationen

21. Juli 2021 EINFACHkommunikation

Große Bilder. Stimmungsvolle Moods. Wenig Text. Während aus rhetorischer Perspektive immer wieder für eine minimalistische Gestaltung von PowerPoint-Folien argumentiert wird, stellen solche Präsentationen besonders für Menschen mit Sehbehinderungen oft unüberbrückbare Barrieren dar. Dabei geht es auch anders – ohne auf etablierte Gestaltungselemente verzichten zu müssen. Mit der Frage nach dem „Wie?“ und direkt umsetzbaren Antworten für das „So!“ beschäftigen wir uns in unserer neuen Reihe #EinfachBarrierefrei. Genau das sollte Barrierefreiheit aus unserer Sicht nämlich sein: einfach und selbstverständlich. Für unsere eigenen Präsentationen setzen wir uns intensiv mit der bestmöglichen Zugänglichkeit auseinander und sind immer auf der Suche nach besseren Lösungen.

1. Visuelle Inhalte mit alternativen Texten

Dieser erste Schritt gilt für PowerPoint-Präsentationen genauso wie für Webseiten und Social-Media-Posts: Für jeden visuellen Inhalt sollte ein alternativer Text hinzugefügt werden. Zu visuellen Inhalten gehören dabei nicht nur Bilder, sondern auch Grafiken und Tabellen, die nur als Text von unterstützender Software gelesen werden können. Um einen Alternativtext zu einem visuellen Inhalt hinzuzufügen, genügt ein Rechtsklick auf das Bild: In dem Drop-Down-Menü befindet sich direkt auch der Punkt „Alternativtext hinzufügen“, der ein entsprechendes Textfeld in der rechten Seitenleiste zur Bearbeitung öffnet.

Ein guter Alternativtext besteht dabei nicht nur aus dem Hinweis auf ein Bild, sondern beschreibt das Bild selbst kurz und verständlich, inklusive Farben, Elementen und – falls vorhanden – dem integrierten Text und seiner Position. Die Empfehlung von PowerPoint sind dabei 1-2 Sätze pro Bild. Für Formen und Icons, die nicht nur dekorativ sind, sollten im Idealfall (über den gleichen Rechtsklick) auch Beschreibungen hinzugefügt werden.

2. „Lesen“ wie der Screenreader

Sogenannte Screenreader übersetzen visuelle vermittelte Informationen in akustische oder haptische Formate – die dabei am weitesten verbreitete Variante ist das Vorlesen eines Inhalts durch den Screenreader. Die Software geht dabei überaus logisch vor: Die Elemente auf einer Folie werden in genau der Reihenfolge vorgelesen, in der sie hinzugefügt wurden. Da diese Abfolge nicht unbedingt der gewünschten Lesereihenfolge entspricht, erlaubt PowerPoint das nachträgliche Festlegen über den Menüpunkt „Anordnen“. Je mehr Elemente nicht nur mit alternativen Inhalten versehen, sondern auch eindeutig benannt sind, umso einfacher fällt auch die logische Anordnung. Einen „Titel“ sollte deswegen nicht nur die Präsentation an sich haben, sondern auch jede Folie (und für ganz Vorbildliche auch jede Tabelle und Grafik auf den Folien).

Viele Hürden fallen auch bei einer eigenen visuellen Überprüfung der Folien auf: Ist der Kontrast zwischen Hintergrund und Text hoch? Ist der Text in einer lesbaren Größe und mit ausreichend Abstand positioniert? Werden wichtige Informationen nicht nur über Farben oder Formen kommuniziert? Besonders für Präsentationen, die im Anschluss verschickt werden sollen, lohnt es sich hier auch auf den Text selbst zu achten. So sollten zum Beispiel Links möglichst sprechend sein – so macht statt einem verlinkten „Klicken Sie hier“ ein verlinktes www.einfachkommunikation.de die Verlinkung verständlicher und lesbarer. Die integrierte Barrierefreiheitsprüfung stellt alle Elemente noch einmal auf den Prüfstand, und lässt sich genau wie die Rechtschreibprüfung perfekt in den „Kurz-vor-Präsentation“-Ablauf integrieren.

3. Automatische Untertitel für Live-Präsentationen

Neben einzelnen Folien lässt sich auch die Präsentation an sich barrierefrei gestalten – zum Beispiel mit automatisch generierten Untertiteln für Menschen mit Höreinschränkungen. Je nach eigener Aussprache, Hintergrundgeräuschen und Empfindlichkeit des Mikrofons sind die Audiotranskriptionen nicht ganz fehlerfrei, aber trotzdem ein wichtiger Beitrag zu einer besseren Zugänglichkeit der eigenen Inhalte. Nicht nur Microsoft setzt sich seit längerem mit dem Thema Barrierefreiheit auseinander, auch Google gehört zu den Vorreitern in der Spracherkennung – die selbstverständlich auch innerhalb des Präsentationsformats „Google Slides“ verfügbar ist.

Für Online-Präsentationen lassen sich – neben der integrierten Funktion von PowerPoint und Google Slides – auch die Audiotranskriptionstools der jeweiligen Plattform nutzen: Sowohl Zoom als auch Microsoft Teams bieten dank fortschrittlicher Speech-to-Text-Technologie die Live-Untertitelung von Videokonferenzen an (allerdings aktuell nur auf Englisch). Besonders bei komplexen Themen, lauten und unruhigen Räumen, langen Konferenz- und Präsentationssessions und multilingualen Settings sind die Untertitel dabei für alle eine dankenswerte Ergänzungen.

Wir freuen uns jederzeit über Fragen, Anregungen oder Best-Practice-Beispiele für barrierefreie Kommunikation!

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