Programmieren ohne Barrieren: Ein Einstieg

4. August 2021 EINFACHkommunikation

Mit den bisherigen Beiträgen in unserer Reihe #EinfachBarrierefrei haben wir versucht, deutlich zu machen, dass Inklusion auch im virtuellen Raum unterschiedliche Dimensionen betrifft. Auch wenn wir bei Usability und Accessibility im Web zuerst an die Programmierung denken, ist die Gestaltung und Umsetzung von Barrierefreiheit nicht nur eine technische Aufgabe. Gleichzeitig beginnt mit Tags, Alt-Text und Co. aber der erste Schritt in Richtung eines “Web für Alle”. Unsere Tipps für inklusives Programmieren in und aus der Praxis.

1. Barrierefreiheit von Anfang an mitdenken

In Deutschland gibt es trotz bestehenden Verordnungen, wie der 2011 eingeführten “Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung” BITV 2.0, für privatwirtschaftliche Unternehmen bisher keine Pflicht zur Gestaltung von barrierefreien Angeboten. Bisher. Das zunehmende gesellschaftliche und politische Bewusstsein für die Bedeutung von Inklusion – online und offline – macht eine (Selbst)Verpflichtung auch privater Unternehmen immer wahrscheinlicher.

Und wie immer bei der Programmierung: Nachträgliche Änderungen sind an vielen Stellen umständlicher und aufwändiger als eine Integration von Anfang an. Programmiererinnen und Programmierer können dabei heute auf eine Vielzahl von globalen Funktionen zur Barrierefreiheit zurückgreifen und aufbauen, die sowohl in den großen Betriebssystemen auch als den gängigsten Webbrowsern integriert sind.

Eine gute Orientierung über die aktuellen Standards bieten die Web Content Accessibility Guidelines des World Wide Web Consortium (W3C), die von der internationalen Community kontinuierlich weiterentwickelt werden.

2. Alternative Navigationen ermöglichen

Für Menschen mit motorischen Einschränkungen kann die Bedienung einer Maus oder eines sensiblen Keypads eine Hürde sein. Lässt sich eine Webseite aber nur so navigieren, können die relevanten Informationen nicht erreicht werden. Tabulierbare Bedienelemente – wie eine Navigation, die per Tabulatortaste gesteuert werden kann – sind hier eine einfach Lösung, die weder gestalterisch noch technisch große Aufwände verursacht.

Hier trifft die Programmierung auch wieder auf die inhaltliche Logik: Der Content einer Webseite sollte sowohl technisch als auch textlich hierarchisch angeordnet werden, um Nutzerinnen und Nutzer den Weg zum gesuchten Inhalt möglichst einfach zu machen. Gleichzeitig sollte für die Orientierung und Nutzung relevante Informationen nicht ausschließlich über die Sensorik (wie zum Beispiel Farben, Formen oder Töne) kommuniziert werden.

3. Apps für Alle: Universelles Design und die größtmögliche Zielgruppe

Was für Webseiten gilt, gilt prinzipiell auch für alle anderen (technischen) Angebote – allen voran Software sowie mobile Apps. In vielen Fällen ist die Usability von Apps besser als die der entsprechenden Webseite: Informationen sind komprimierter, Funktionen werden übersichtlicher dargestellt, Verknüpfungen zu anderen Applikationen vom E-Mail-Programm bis zur Navigation funktionieren besser. Aus diesen Gründen stellen Apps für Menschen mit Behinderungen eine besonders wichtige Ergänzung zu anderen Angeboten dar – vorausgesetzt, die Apps selbst werden möglichst barrierefrei gestaltet.

Eine gute App sollte nicht nur funktional sein, sondern auch intuitiv bedient werden können. Hierbei gehen das Design und die Programmierung Hand in Hand: Je mehr Anpassungen nach den eigenen Bedürfnissen möglich sind, umso besser – zum Beispiel was die Helligkeit, die Farbkontraste oder auch die Schriftgröße betrifft. Apps für die größtmögliche Nutzergruppe zugänglich zu machen, entspricht dabei auch den Grundsätzen des sogenannten universellen Designs, das Produkte, Umgebungen, Dienstleistungen und Informationen nach den Bedürfnissen aller potenziellen Nutzerinnen und Nutzer konzipiert. Aus Marketingsicht ist das wiederum konsequent: Es bedeutet mehr mögliche App-Downloads.

Wir freuen uns jederzeit über Fragen, Anregungen oder Best-Practice-Beispiele für barrierefreie Kommunikation – und besprechen gerne mit Ihnen, wie Sie Ihre Online-Angebote inklusiver gestalten können.

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